02.03. - 05.05.1991

Carlo Mollino baut in den Bergen

Der Turiner Architekt Carlo Mollino (1905-1973) gehört zu den schillerndsten Figuren der italienischen Nachkriegszeit. Nachdem er 1931 an der Höheren Architekturschule seiner Heimatstadt promoviert hatte, war es ihm dank seines väterlichen Erbes möglich, sich in tausend Aktivitäten zu verlieren: Flug-Akrobatik, Fotografie, Skisport, Literatur, Automobil- und Möbel-Design. Als Architekt profilierte er sich erstmals mit seinem Reitclub in Turin (1937-1940), nach dem Krieg vor allem mit seiner Wiederherstellung des "Teatro Regio" im historischen Zentrum der Stadt (1965-1970).
Nachdem Mollinos in den letzten zwei Jahren sowohl in Turin als auch im Pariser Centre Pompidou in umfangreichen Retrospektiven gedacht wurde, konzentrierte sich das Basler Architekturmuseum zusammen mit der Architekturabteilung der Universität Genf auf einen Aspekt im architektonischen Werk Mollinos: das Bauen in den Bergen. Hier hat er Aussergewöhnliches geleistet und vorbildliche Methoden entwickelt. Seiner alpinen Architektur liegen geradezu ethnologische Studien des Berglebens im Aosta-Tal, der einfachen Holzhäuser, der bäuerlichen Geräte und Gebrauchsgegenstände zugrunde. Mollino verwertete solche Erfahrungen, etwa in seiner Skiliftstation der Lago Nero, wo di ' Wände aus Lärchenholztafeln - im Sinne des "plan libre" - in die Betonstützen-Struktur gestellt sind. Aehnliches gilt für das Haus Garelli in Champoluc, nur dass hier das Material eines traditionellen Holzhauses des Tal d'Ayes eingesetzt worden ist.
In seinen Entwürfen lässt sich Mollino auch inspirieren von der herrlichen Berglandschaft, von extremen klimatischen Verhältnissen, schwer zugänglichen Situationen. Mit kühnen Konstruktionen an überhängenden Felsen, Häusern wie Brücken, aufgehängten Sonnenterrassen geht Mollino an die Grenze der Ingenieurkunst.
Als aussergewöhnlicher Zeichner hat Mollino seine extravaganten Ideen auch grafisch umgesetzt und theoretisch untermauert, traditionelle Konstruktion, eingeborenes Handwerk und Sprache der Moderne dialektisch untersucht.
Zur Ausstellung in Basel erschien eine Sondernummer der in Genf herausgegebenen Architektur- Zeitschrift "Faces" (März 1991). Für die anschliessende Ausstellung in Wien vom 3.Dezember 199 1 bis 15.Januar 1992 wurde eine Mappe veröffentlicht, die die Ausstellung und damit Mollinos bauen in den Bergen eingehend dokumentiert.

Bildbeschreibung: Jürg Zulauf  

Kommende Ausstellungen

25.05. - 25.08.2024

Sign of the Times: Aktuelle Arbeiten aus dem SIA Masterpreis

Vernissage: 24.5.2024, 19 Uhr

In Zusammenarbeit mit der Berufsgruppe Architektur des Schweizer Ingenieur- und Architektenvereins SIA und dem Architekturrat der Schweiz
 

Die Ausstellung bietet einen einzigartigen Blick in die Zukunft der Schweizer Architektur: Anhand der prämierten Projekte des nationalen Wettbewerbs für Masterarbeiten «SIA Masterpreis» aus den zwei vergangenen Ausgaben 2022/2023 stellt die Schau gewagte Visionen von jungen Architekt*innen vor, die einen spannenden Input in die Praxis der Architektur liefern. 

19.10.2024 - 16.03.2025

Soft Power: Stadtmachen nach Brüsseler Art

Die Ausstellung ‹Soft Power: Stadtmachen nach Brüsseler Art› untersucht die Entwicklung Belgiens zum international anerkannten Hotspot der zeitgenössischen Architektur und des Städtebaus. Die Schau beleuchtet die Rahmenbedingungen, die in Brüssel zum Entstehen einer hochwertigen Baukultur geführt haben und eine neue Generation von Architekt*innen ermutigt hat, sich an der Stadtentwicklung zu beteiligen. 

Kurator*innen: Roxane Le Grelle, Andreas Kofler (S AM)

Eine Ausstellung des S AM Schweizerisches Architekturmuseum in Zusammenarbeit mit dem
Bouwmeester Maître Architecte (BMA) und der Unterstützung der Region Brüssel-Hauptstadt